Nachhaltige Reiseentwicklung
Von der Kunst, authentische Reiseerlebnisse zu gestalten
Es ist noch früh am Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen glitzern auf der Terrasse des Agriturismo auf Sardinien. Die Luft ist frisch und nur das Zwitschern der Vögel unterbricht die Stille. Die Sonne wärmt unsere Haut und ein Hauch von frischem Kaffee streift unsere Nase. Unsere Gastgeberin Donatella bereitet gerade das Frühstück für die kleine Hauser-Gruppe zu.
Unsere Reiseleiterin Lisa kommt zur Gruppe und stimmt uns auf den heutigen Tag ein. Wir lauschen ihren Erzählungen, und während wir unseren Espresso trinken, schweifen unsere Gedanken zu dem bereits Erlebten der letzten Tage.
Bilder von alten Köhlersteigen und holprigen Maultierpfaden erscheinen vor unserem inneren Auge, wir können den Duft des frischen Meeres, der würzigen Kräuter und der trockenen Erde förmlich riechen. Wir denken an lauschigen, schattige Rastplätze und an enge Gassen in uralten Dörfern – und natürlich an die herzlichen Sarden, die Lisa alle zu kennen scheint. Wir erinnern uns an den Hirten, der spontan seinen Ziegenkäse mit uns geteilt hat oder die Nonna, die uns mit viel Liebe ein traditionell-sardisches Gericht gezaubert hat. Bei diesen Erinnerungen kommt unser Geist zur Ruhe, wir fühlen uns entspannt, zufrieden und glücklich.
Sardinien hat uns entschleunigt, uns in seinen Bann gezogen und uns gezeigt, dass die wahren Schätze oft in den einfachsten Dingen liegen. Es sind meist die Kleinigkeiten auf Reisen, die uns persönlich am meisten bereichern – das Gespräch mit einem lokalen Hirten, das Abendessen bei einer Familie im idyllischen Bergdorf oder einfach ein Moment der Stille ganz oben am Gipfel. Jeder Reisetag auf unseren Wander- und Trekkingreisen eröffnet Ihnen die Möglichkeit, die Welt und sich selbst zu entdecken.
Beim nachhaltigen Reisen steht dabei keineswegs der Verzicht im Vordergrund, sondern der Mehrwert für die Natur,
die lokale Bevölkerung und den Reisenden selbst. Leidenschaft, große Gefühle und Erfahrungen – geht das mit strukturierter Planung zusammen? Muss man nicht den Moment wirken und auf sich zukommen lassen?
Ja und Nein – nur durch gut strukturierte Planung unter Achtung nachhaltiger Kriterien schaffen wir die Räume für solche Momente. Daher halten wir wenig von der aktuellen Verzichtsdebatte. Verzichten bedeutet mitunter das gut ausgewählte intensiver zu erleben und bewusst nicht alles mitnehmen zu müssen, wo man am Ende nicht mal die Bildmotive wiedererkennt. Daher nennen wir es lieber achtsam und mit Partnern professionell ausgesuchte Reiserouten, die genau wissen worauf es ankommt.
Interview über die Entwicklung von nachhaltigen Reisen
Welche Leitgedanken uns bei der Entwicklung von nachhaltigen Reisen begleiten, erfahren Sie von unsere Nachhaltigkeits-Beauftragten Kim Ascher, die Sie mit hinter die Kulissen nimmt
Was ist der wichtigste Nachhaltigkeitsaspekt bei der Konzeption einer Hauser Reise?
Den einen „wichtigsten“ Nachhaltigkeitsaspekt gibt es meines Erachtens nicht. Es geht immer darum, eine gute Balance zu finden. Ziel ist es, dass die Reisen am Ende einen möglichst großen Mehrwert für alle bieten, also für unsere Gäste, unsere Partner, die lokale Bevölkerung, die Umwelt und natürlich auch für uns. Wenn man die Frage umgekehrt betrachtet, wäre der vielleicht wichtigste Aspekt der Wunsch, niemandem Schaden zuzufügen, also möglichst wenig negativen Einfluss zu generieren.
Je nach Reise und Destination kann der Schwerpunkt aber sehr unterschiedlich sein. In Ländern, in denen die Arbeitsbedingungen eher schwierig sind, gilt es den Fokus auf die touristische Wertschöpfungskette zu setzen. In anderen Regionen sind wir eher auf einen umweltschonenden Transport konzentriert und stellen den Naturschutz stärker in den Vordergrund.
Wir versuchen immer ein besonderes Augenmerk auf die Wertschöpfung an der richtigen Stelle zu legen, d.h. die lokale Bevölkerung zu unterstützen. Daher ist es für uns wichtig, bei der Reiseentwicklung alle Aspekte genau zu betrachten und dann entsprechend den Schwerpunkt zu legen.
Gibt es klare Leitlinien für die nachhaltige Reiseentwicklung und falls ja, welche sind das?
Natürlich gibt es Leitlinien, an die wir uns in der Reiseentwicklung halten. Durch unsere Mitgliedschaft im forum anders reisen verpflichten wir uns, die Vorgaben des Kriterienkatalogs des Verbands einzuhalten. Parallel dazu gibt es weitere Vorgaben in der Entwicklung einer Reise, um den Anforderungen der Zertifizierung mit TourCert gerecht zu werden. Zusätzlich gibt es unseren eigenen Anspruch und die grundsätzliche Wertevorstellung von Hauser, die sich unter anderem in unserem Manifest verdeutlich. Auch hier werden grundlegende Fragen beantwortet, die sich auch auf unseren nachhaltigen Reisen widerspiegeln. So wurde zum Beispiel ein Kriterienkatalog für Unterkünften auf Hauser Reisen entwickelt, der weit über die Vorgaben von far und TourCert hinaus geht. Aber auch diese Ansätze werden regelmäßig hinterfragt und im Team neu diskutiert.
Wie erfolgt die Kontrolle der Ergebnisse?
Die Kontrolle der Nachhaltigkeit auf Produktebene ist eine herausfordernde Aufgabe. Die Zertifizierung spielt hierbei eine wichtige Rolle. In jedem Re-Zertifizierungsprozess werden Länder- und Reiseschwerpunkte gewählt, die exemplarisch genauer betrachtet werden. Neben den Produktmanagern werden auch unsere Partner vor Ort und unsere Reiseleiter dazu befragt, um so genau analysieren zu können, wo noch Verbesserungspotential besteht.
Ansonsten setzen wir bei der Planung sehr auf eine Kommunikation auf Augenhöhe mit unseren Partnern vor Ort. Wir sind davon überzeugt, dass wirkliche Nachhaltigkeit nicht einfach eingefordert werden kann, sondern in Gesprächen und Diskussionen erarbeitet werden muss. Dieser Prozess ist nicht immer einfach und häufig sehr zeitintensiv. Aber wenn wir uns gemeinsam alle Aspekte der Reise anschauen, mögliche Schwierigkeiten besprechen und uns dann auf Maßnahmen und Ziele einigen, dann kommen wir in der nachhaltigen Reiseentwicklung tatsächlich weiter. Natürlich sind auch unsere Gäste ein wichtiges Barometer. Wir freuen uns über Fragen und Feedbacks nach jeder Reise.
Was ist zurzeit die größte Herausforderung in der nachhaltigen Planung?
Aus meiner Sicht ist die größte Herausforderung derzeit, unseren Einsatz zur Nachhaltigkeit in den Reisen sichtbar zu machen. Nachhaltigkeit ist inzwischen in aller Munde und jedes Unternehmen wirbt aktiv mit den eigenen Bestrebungen.
Für Gäste ist es oftmals schwierig aus dieser Informationsflut herauszulesen, welche Aussagen glaubhaft sind und wer das Gesagte auch wirklich umsetzt. Wir müssen also einen Weg finden, unseren Gästen zu beweisen, dass wir es ernst meinen und dabei unser Bestes geben, in den Zielgebieten einen positiven Abdruck zu hinterlassen. Das ist nicht immer einfach, da viele Maßnahmen auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Häufig fallen auch Kompromiss-Entscheidungen, die zunächst nicht nachhaltig erscheinen, aber aktuell die bestmögliche Lösung darstellen.
Nachhaltige Reisen – Was Sie von uns erwarten können
Reiseentwicklung mit Herz und Verstand
Unsere Reiseentwicklung beginnt häufig im Herzen. Oft nachdem wir ein Land, eine Region, selbst zu Fuß erkundet haben. Es entwickelt sich eine vage Idee, die jedoch noch kein Garant dafür ist, dass später auch eine einzigartige Reise daraus entsteht. Die „gute Idee“ ist vergleichbar mit dem Samenkorn einer Blume. Ist es erst einmal gepflanzt, bestimmen viele Einflüsse, ob die Pflanze gedeiht und später eine Blüte hervorbringt.
Wir wählen unsere Reiseländer und auch die Routenplanung mit Bedacht. Unsere Partner agieren fair mit den Menschen und respektvoll mit der Natur. Wann immer es möglich ist, verzichten wir auf eine motorisierte Fortbewegung und sind zu Fuß oder per Rad unterwegs. Wir nutzen öffentliche Verkehrsmittel – Züge, Busse und Fähren. Dabei setzen wir in der Regel Kleinbusse ein und greifen nur dann auf Inlandsflüge zurück, wenn ein bodengebundenes Transportmittel für die zurückzulegende Entfernung zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde oder Sicherheitsaspekte eine Überlandfahrt nicht zulassen.
Der größte Anteil an CO2 -Emissionen und somit die stärksten Umweltbelastungen resultieren aus An- und Abreise. Wir haben uns daher entschieden, bei allen Reisen mit Fluganreise das Rail & Fly Bahnticket für die Anfahrt zum Flughafen mit einzuschließen. Darüber hinaus kompensieren wir die anfallenden CO2 -Emissionen der Flüge weltweit zu 100% über unseren Partner und Testsieger Stiftung Warentest atmosfair. Nur so können wir sicherstellen, dass Ihre Reise verantwortungsbewusst ist – für Sie selbst und für kommende Generationen.
Gemeinsam mit den Menschen vor Ort
Unsere Reisen sollen Brücken der Freundschaft und des Verständnisses sein. Daher sind es meist Begegnungen, die uns inspirieren und Gespräche, die wir als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Die Bauersfrau in der Steppe, der Träger im Himalaya oder der Ranger im Nationalpark – es sind Momente die bleiben.
Beim Slow-Trekking nehmen wir uns Zeit, diese zwischenmenschlichen Schätze zu finden. Wir arbeiten mit lokalen Guides und sorgen mit unserer „Porter Policy“ dafür, dass alle Träger am Berg angemessene Kleidung und Verpflegung erhalten sowie über eine Unfallversicherung verfügen, die eine medizinische Versorgung gewährleistet. Darüber hinaus gibt es eine klare Gewichtsbeschränkung beim Gepäck sowie ein Mindestalter der Träger.
Wir pflegen langfristige und faire Partnerschaften und sorgen dafür, dass ihre Familien und ihre Angestellten ein faires Auskommen haben. Dabei ist es uns immer ein Anliegen, die lokale Wirtschaft zu fördern und zum Erhalt traditioneller Lebensweisen beizutragen. Wir unterstützen eine Vielzahl von Sozial- und Umweltprojekten auf ganz unterschiedliche Weise. Veranstaltungen oder Hilfsprojekte, einmalig oder längerfristig, finanziell, materiell oder organisatorisch. Manchmal sind diese Projekte fester oder auch fakultativer Bestandteil unserer Reisen, damit Sie Einblicke bekommen und bleibende Erlebnisse mit nach Hause nehmen können.
Unterkünfte zum Wohlfühlen
Die Wahl unserer Unterkünfte erfolgt nicht willkürlich. Wenn möglich fällt unsere Wahl aber immer auf kleine, landestypische Quartiere mit Wohlfühlcharakter. Die Palette ist dabei vielschichtig – Zelt oder Jurte, Hütten, Gästehäusern oder Lodges und natürlich familiäre, landestypischen Hotels. Dabei spielt auch die Verpflegung eine wichtige Rolle. Uns ist es wichtig, dass wir so weit wie möglich die lokale Küche kennenlernen und dass die Gerichte aus regionalen und saisonalen Produkten zubereitet werden.
Inspiration und Bewusstsein
Während Ihrer Reise möchte unsere Reiseleitung Sie nicht nur begleiten und Ihnen die Geschichte nahebringen, sie möchte Sie auch inspirieren und mit Ihnen hinter die Kulissen blicken. Sie werden zu einem respektvollen Umgang mit der Natur sensibilisiert und lernen den Umgang mit der lokalen Kultur. Unsere Slow-Trekking Philosophie garantiert Ihnen ein abwechslungsreiches Tagesprogramm mit ausreichend Freiraum für tiefgreifende Erlebnisse und genügend Zeit für persönliche Momente.
Kurz und Knapp: Unsere nachhaltige Reiseentwicklung
Und was können Sie Tun? Tipps zur Selbstkontrolle:
- Wählen Sie umwelt- und sozialverträgliche Angebote und respektieren Sie die Bedürfnisse der örtlichen Bevölkerung
- Beachten Sie geltende Verhaltensregeln
- Begegnen Sie anderen Menschen stets mit Respekt
- Unterstützen Sie die lokale Bevölkerung sowie lokale Projekte
- Respektieren Sie sensible Lebensräume und die dort vorkommende Tier- und Pflanzenwelt
- Achten Sie auf Ihren Wasserverbrauch
- Sparen Sie Strom, indem Sie Klimaanlagen mit Bedacht nutzen
- Vermeiden Sie Plastik, wenn möglich
- Lassen Sie keine Abfälle liegen, nutzen Sie unseren „Take me Home Beutel“ oder andere Behältnisse für Problem-Abfälle
- Nehmen Sie nichts mit außer Ihre Erlebnisse
- Gleichen Sie Treibhausgasemissionen Ihrer Flugreise durch Kompensation aus über atmosfair, den Testsieger bei Stiftung Warentest. Mit diesem Geld werden Klimaschutzprojekte finanziert, in denen die entsprechende Menge an Treibhausgasen eingespart werden.